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„Komplette Autonomie ist der Killer des Großen und Ganzen“

The Silent Killers of Digital Transformation (Teil 5 von 5)

Mandy Schwerendt
21.12.2021 - Lesedauer: 4 Minuten

Unsichtbar, leise und tödlich wie der Angriff eines Ninja-Kriegers in der Nacht: Der digitale Transformationsprozess wird in nicht wenigen Unternehmen von „Silent Killers“ attackiert, lautete die zentrale These einer viel beachteten Gesprächsrunde, zu welcher Mandy Schwerendt (LYNQTECH), Annette Rabien (Expleo Group) und Kai-Uwe Gawlik (Expleo Group) anlässlich der solutions x DILK 2021 in Hamburg zusammenkamen.

Die zentralen Diskussionsstränge der Talk-Runde fassen wir in einer fünfteiligen Serie zusammen und zeigen auf, welche Maßnahmen erforderlich sind, um nicht einen leisen Transformationstod zu sterben, sondern stattdessen die Herausforderungen der digitalen Transformation erfolgreich zu meistern sowie quicklebendig Geschäftsmodelle für die Wirtschaft von morgen zu entwickeln.

Mandy Schwerendt, Geschäftsführerin LYNQTECH

„Teams müssen über ihren Horizont hinausschauen.“ Kai-Uwe Gawlik (Expleo Group)

Wenn Mitarbeitende sich aus einem Impuls heraus entschließen, einfach einmal zu machen, was sie gerade für richtig halten und dabei kurzerhand sämtliche vereinbarten Regeln außer Kraft setzen, können die Folgen für Organisationen fatal sein. Kai-Uwe Gawlik (Expleo Group) kennt solche Vorgänge: „Teams neigen dazu, eher selten über ihren Horizont hinauszuschauen – vorhandene Erfahrungen werden gegenüber nicht zur Gruppe gehörenden Personen tendenziell abgeschirmt und nicht übergreifend geteilt“, weiß der Senior Manager Business Strategy & Innovation.  „Teams unterschätzen mitunter ihre Reichweite als Teil der Unternehmens-Community. Insofern kann es sinnvoll sein, auch bei weitgehend etablierter Autonomie gelegentlich mit Augenmaß einen Schritt zurückzugehen, um egoistisch geprägten Tendenzen entgegenzuwirken.“

Kai-Uwe Gawlik (Expleo Group)
Kai-Uwe Gawlik (Expleo Group)

Architekten, Regisseure und Künstler entwickeln in aller Regel einen Plan oder fertigen zumindest eine Skizze an, bevor sie mit dem Bau eines Hauses, der Produktion eines Films oder der Arbeit an einem neuen Kunstwerk beginnen. Einen Plan zu erstellen, sorgt für Orientierung und hilft dabei, gesetzte Ziele stets klar vor Augen zu behalten. Es geht keineswegs darum, einen einmal entworfenen Plan mit Scheuklappen ohne gelegentliche Blicke nach links oder rechts zu verfolgen – vielmehr gilt es zu erkennen, an welchen Stellen und aus welchen Gründen Änderungen am ursprünglichen Entwurf erforderlich wurden.

Analog zu den vorgenannten Workflows sollten Organisationen jeglicher Couleur verfahren, wenn sie mithilfe der Digitalisierung neue Prozesse etablieren möchten. Es hilft, das große Ganze stets im Blick zu behalten und die Vision teilen zu können, in welche Richtung eine Entwicklung konkret führen soll – so wird allen Beteiligten Orientierung vermittelt, was ein grundlegendes menschliches Bedürfnis erfüllt. 

Austausch gibt Orientierung!

Als soziales Wesen benötigt der Mensch Interaktion und Orientierung. Fehlt Orientierung, versucht der menschliche Organismus, den verspürten Mangel an Information auszugleichen – Stresshormone werden ausgeschüttet, sobald Situationen als nicht einschätzbar oder unkontrollierbar wahrgenommen werden. Je existenzbedrohender das menschliche Gehirn die Gegebenheiten subjektiv erlebt, desto drastischer wird der Stresspegel erhöht.

Bekanntermaßen lösen die im Kontext der digitalen Transformation unumgänglichen Veränderungsprozesse inklusive des Einsatzes Künstlicher Intelligenz bei vielen Menschen Befürchtungen aus, künftig durch Maschinen und Algorithmen ersetzt zu werden. Mandy Schwerendt, Geschäftsführerin der LYNQTECH GmbH, sind solche Bedenken bekannt: „Bei Digitalisierungsprojekten in Unternehmen gilt es, Mitarbeitenden Orientierung zu geben und sie zu ermutigen, sich untereinander auszutauschen. Austauschmöglichkeiten innerhalb der eigenen Organisation wie auch ein branchenübergreifender Dialog helfen sowohl Belegschaften als auch Unternehmen – im Idealfall mit innovativen Ideen, frischen Herangehensweisen und damit verbunden der Loslösung von nicht mehr zeitgemäßen Verhaltensmustern.“

„Eine erweiterte Perspektive hilft, die Herausforderungen der Digitalisierung zu verstehen und sie erfolgreich zu meistern.“ Mandy Schwerendt

Das Teilen von Erfahrungen hilft Organisationen dabei, einen respektvollen Umgang der Mitarbeitenden untereinander zu fördern sowie eine Kultur des gegenseitigen Lernens zu etablieren – insofern sollte die Befähigung zum „Knowledge Sharing“ tief in jeder Firmen-DNA verankert sein, um Wissen übergreifend zu teilen und für Synergieeffekte zu sorgen. Eine gute Strategie – auch in agilen Zusammenhängen – kann bei solchen Arbeitsumfeldern darin bestehen, die Autonomie von Teams so zu organisieren, dass „die Mitglieder angehalten sind, über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen und ihr Know-how zu teilen“, stellt Mandy Schwerendt heraus. 

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